Ich bins, Durchschnittsfrau. Durchschnittlich intelligent, gemäßigt schön, nicht doof, nicht hyperintelligent, nur unterdurchschnittlich musikalisch. Und mit zwei Kindern unterwegs mit der durchschnittlichen Muttifigur. Aber ich starte noch einmal durch. 12 Wochen Workout und Ernährung nach Sophia Thiel.
Von Monika Reisner
Foto: 7NXT Health GmbH; Monika Reisner
Ich möchte in Würde altern, in jedem Fall: schlank. Dieses Diane-Keaton-Schlank. Nur wie. Diäten traue ich nicht. Kein Cover im Zeitschriftenregal, das im Frühjahr nicht die Diät schlechthin ankündigt. Low Carb, High Carb, LCHF oder wie sie alle heißen. Wer soll hier schon durchblicken. Und welche Ernährung ist für mich richtig? Ich bin berufstätig, liebe mein Glas Wein am Abend und das gemeinsame Kochen mit Freunden. Und unseren Lieblingsitaliener hier, klar.
Mein Teenie-Sohn stählt seine werdenden Männerarme mit Eigengewicht. Die Methode gefällt mir. Aber für Frauen umsetzbar? Ist diese Art des Workouts etwas für meine Winkearme? Wird dadurch meine Speckrolle am Bauch wirklich kleiner? In meinem Freundeskreis das gleiche Problem. Wohlstandsbäuchlein reiht sich neben "ich kann essen was ich will und werd nicht dicker" ein. Ich frag Google, meinen Freund und Helfer. Er spuckt mir das Programm vonSophia Thiel aus. Vom Moppel zur Muskelfrau. Spannende Geschichte und eine beeindrucke Leistung. Kann ich das auch schaffen?
Sophia Thiel, eine Frau, die weiß, was es heißt nicht der Norm zu entsprechen und auch Rückschläge auf ihrem Weg hatte. Klingt sympathisch und ehrlich. Ich lese weiter und stelle fest, dass das Programm mir immer mehr zusagt. Keine Diät, wie Sophia Thiel betont, sondern ein gesunder Weg seine Ernährung zu optimieren und Spaß am Sport zu finden. So soll die Transformation gelingen. Und ganz ohne Fitnessstudio, Hanteln oder Laufband. Das könnte sogar ich schaffen. Ich bin bereit diese Erfahrung zu machen. Meinen Speck am Bauch gebe ich sehr gern auf.
Die Erfahrungen der User klingen vertrauenswürdig. Aber ich werde es nie wissen, wenn ich es nicht selbst ausprobiere. Ich entscheide mich für das 12-Wochen Home-Workout. Es gibt sogar einen Alternativplan für das Fitness-Studio gratis dazu. Ich bevorzuge die Heim-Variante. Mit leckeren Rezepten und einem Trainingsplan, der meinem Arbeitspensum-Kinder-Tiere-Wochenprogramm entgegenkommt, soll auch aus mir eine gestählte Powerfrau werden. Powerfrau ok, gestählt wahrscheinlich nicht. Aber ein paar Kilos leichter, das wäre schon grandios. Ich probier's. Zwölf Wochen lang. Ein Selbstversuch in Disziplin.
Woche 1
Tag 1
Günstig ist abnehmen und gesund ernähren nicht. Das habe ich gleich Anfang der Woche festgestellt. Zwar sieht meine Einkaufsliste Mageres vor, doch an der Kasse sind es dann doch über 80 Euro. Selbst, wenn ich die 3,8-Prozent-Biomilch für die Kinder abrechne. Aber Amaranth & Co. halten ja länger und die Gesundheit sollte es einem wert sein.
Mein erster Salat: Mit Kichererbsen, Tomaten, und Hanfsamen – wow. Superlecker! Danach einen Kaffee, Videos gucken. Das Programm ist schön aufgebaut. Jung, sympathisch und viel rosa. Meine Fragen - was muss ich eigentlich jetzt machen? Und wie oft? - werden ausführlich erklärt. Oje, erster Fehler, Milch im Kaffee. Zwar nur 1,5 Prozent, aber dann stelle ich fest, dass Hafer- oder Mandelmilch dazu ebenso gut passen. Man muss sich nur auf was neues einlassen können.
Mein erstes Training: Habe mich voller Motivation in meine Trainingsklamotten geworfen. Die saßen früher so gut. Eindeutig: Das tun sie nicht mehr. Der Hüftspeck quillt hervor, meine Oberarme sind schlaff, oje. Ob ich das mit über 40 nochmal hinkriege? Mit zunehmendem Alter soll man ja schlechter abnehmen ...
Nachts plagt mich ein schlechtes Gewissen: Habe das Sportprogramm doch verschoben. Stattdessen Kinder und Tiere versorgt, gearbeitet und was eben sonst noch so anfällt. Mein Sohn legt mir den Gutscheinfolder von McDoof auf den Tisch. Oha. Auf die Burger kann ich verzichten. Aber wie war das mit Pommes, diesen verführerischen frittierten Sonnenstrahlen? Zugegeben: Sie sehen wirklich gut aus, aber ich habe gar keine Lust drauf. Allein das macht mich doch schon zur Heldin. Morgen geh ich den Speck an!
Tag 2
Nach einem süßen Start in den Tag (draußen grau, da kommt mir der Amaranth-Quark mit Beeren zum Kaffee gerade recht), ist es vollbracht. Mein erstes Workout – super. Nur 25 Minuten, eigentlich kein großes Ding, aber ich fühle mich ausgepowert. So elegant wie Sophia schaffe ich noch keine Kniebeugen, aber ihre Worte motivieren das ganze Workout durchzuhalten.
Normalerweise steige ich morgens in den Sattel und lasse mich von meinem Pferd durch den Wald tragen, Kilometer um Kilometer. Ausdauersport ist das höchstens für das Tier. Jetzt kämpfe ich bei den Liegestützen um Zentimeter. Ich komme gerade bis zum ersten Drittel hinunter, aber Übung macht bekanntlich den Meister.
Abends fühl ich mich wirklich gut, vielleicht bild ich es mir nur ein, aber es schlabbert. Eindeutig. Meine Jeans sitzt nicht ganz so eng. Ich bin gespannt auf die Waage. Erst einmal genieße ich Kabeljau mit Blumenkohl. Bewusst essen klappt schon gut.
Tag 4
Anderthalb Kilo weniger, das Workout zum zweiten Mal absolviert, den Quark verzehrt, nun sitze ich mit meinem Mandelkaffee am Schreibtisch, arbeite und fühle mich – wie neugeboren. Salat gehörte zwar schon immer jeden Tag bei mir dazu, aber ein Stückchen Schokolade durfte es zum Kaffee oder bei Stress dementsprechend schon sein, meistens sogar eher zwei oder mehr. Jetzt habe ich gar kein Bedürfnis danach. Mein Beerenquark morgens ist super und ich bin überrascht wie lang er mich sättigt. Gestern hatte ich Zimt und Walnüsse vergessen, heute ist er perfekt! Ich spüre meine Muskeln, das ist ein tolles Gefühl. Die 25 Minuten sind auch wirklich in den Tag zu integrieren, Ausreden ade! Aber: Komme ich auf zwei bis drei Liter trinken? Hmmmmmm ... Ok, ich fülle noch ein Glas Wasser nach und freu mich auf mein Abendessen. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Tag 5
Ich hab's schon beim Aufwachen gespürt: die Fettrolle hat sich nicht verkleinert. Ich esse meinen Quark, Workout ist auf später verschoben. Eigentlich sollte mich das motivieren, aber der Freitag entpuppt sich als ein Null-Tag. Der Server ging nicht, die Software hat gehakt, bin zu nix gekommen. Morgen steht mein Cheatday an. Der soll mir in den ersten Wochen helfen, das Ernährungsprogramm leichter umzusetzen, da man sih nicht alles rigoros verbietet. Tolle Idee! Genau das brauch ich jetzt. 12 Stunden zu früh. EGAL. Draußen scheint noch die Sonne und ich gönne mit ein Glas Wein. Workout am Wochenende. Diesmal aber wirklich!
Wochenende und offizieller Cheatday
Kann Dorade Sünde sein? Jedenfalls nicht an meinem Cheatday. Mit Rosmarin, Thymian und Zitrone, Knoblauch und im Ofen gegarte Tomaten und Kartoffeln mit Meersalz. Dazu: ein, na gut, zwei Gläser Torfel aus Italien. Hat die Weinhändlerin empfohlen. Perfekt. Nicht, dass mir in den vergangenen fünf Tagen etwas gefehlt hätte, aber diese Krönung meines Cheatdays genieße ich sehr auch wenn er ein paar Stunden länger war, als geplant.
Ich plane meine zweite Woche. Wie im Programm empfohlen, habe ich mich der Facebook-Community angeschlossen. Sie soll zur Unterstützung dienen. Hier kann man sich austauschen, Fragen stellen, Erfolge und Misserfolge teilen und vor allem Rezepte entdecken. Schon spannend, was die Mitglieder alles so zaubern. Und das darf ich alles essen??!! Auch die Transformationsbilder sind der Wahnsinn. Ob ich das auch schaffe? Viele junge Mädchen sind hier, aber ich hab auch schon Frauen in meinem Alter entdeckt und bei denen funktioniert es. Ich halte also durch!
Salatessend klicke ich mich zwischen Start und "zweite Phase ist geschafft". Cool. Sophias Aussage in einem FAQ-Video macht mir Mut: Man soll seinen Erfolg nicht so sehr von der Zahl auf der Waage abhängig machen, viel entscheidender sei, wie sich der Körper verändert, straffer wird, muskulöser, proportionierter. Ok. Morgen beginnt die zweite Woche. Erst dann stelle ich mich auf die Waage und nehme mir fest vor, nicht frustriert zu sein, falls sich wenig bis gar nicht getan haben sollte. Ich habe ohnehin Lust, mehr von den Workouts zu machen. Die bringen Laune und ich fühle mich wieder 20 Jahre jünger. Etwas für den Körper zu tun, ist ein berauschendes Gefühl. Ich will mehr davon! Jetzt werfe ich erst einmal die Sauna an und gehe nochmal schwitzen. Diesmal ganz ohne Workout. Und ich freue mich auf die zweite Woche.
Wer ist Sophia Thiel? - Neugierig geworden? Entdecke vielleicht auch deinen Weg zu einem definierten Körper und ausgewogener Ernährung: