Hoteltipp: La Réserve Paris
Das La Réserve Paris besteht aus zwei Teilen: einem klassischen Luxushotel und einem modernen Apartmentkomplex. Beide wollen den Gästen Seelenfrieden spenden
Text: Sandra Piske
Das achte Arrondissement von Paris hatte schon immer grandeur. Seit seiner Entstehung residieren hier Geschäftsleute und Politiker. Bis heute geht es am rechten Ufer der Seine um Einfluss, Geld und Macht. Das neue Hotel La Réserve Paris hat sich unter die Entscheider gemischt. Sowohl das Hotel in der Avenue Gabriel als auch das dazugehörige Apartmenthaus am Place du Trocadéro sind in feinster Gesellschaft untergekommen - in unmittelbarer Nachbarschaft des legendären Eiffelturms, der noblen Champs-Élysées und des Élysée-Palasts.
Über Geld spricht man in den Kreisen rund um das La Réserve eigentlich nicht, aber die Zimmerpreise sind erwähnenswert: Eine Übernachtung in der 42 Avenue Gabriel kostet zwischen 1.300 und 13.500 Euro - oh, la?, la?! Dafür steigt der Gast gediegen ab und erhält neben einem mehr als aufmerksamen Service Annehmlichkeiten wie einen privaten Weinkeller in jedem Zimmer.
Hotelier Michel Reybier, der für Luxusreisende auch Häuser in Genf und Ramatuelle unterhält, garantiert "allen Gästen - bekannt oder unbekannt - einen Lebensstil aus Exzellenz, Authentizität und Schlichtheit". Letzteres ist in der pompösen Ausstattung von Jacques Garcia hinter opulenten Mustern, Verzierungen, Schnörkeln und Vertäfelungen eher versteckt. Immerhin ließ sich der in Paris ansässige Décorateur von den Bildern des französischen Malers James Tissot inspirieren, die das Leben der französischen und englischen Oberschicht porträtieren.
In den 26 Suiten und 14 Zimmern interpretiert er den dekadenten Lebensstil der Gemälde und nimmt bei der Gestaltung die stilbildenden Elemente der Haussmann-Ära auf, aus der das 160 Jahre alte Gebäude stammt. Zwei Jahre lang waren 120 Kunsthandwerker aus 38 verschiedenen Betrieben mit der aufwendigen Einrichtung beschäftigt. Allein die 250 Tonnen Marmor in 155 unterschiedliche Muster zu legen, hielt zwölf Arbeiter über sechs Monate hinweg auf Trab. Die Opulenz der Räume wird aber auch anhand einer anderen Zahl deutlich: Über 6.000 Meter Stoff kommen als Vorhänge, Gardinen oder Wandverkleidungen zum Einsatz. Seide, Brokat-Damast, Samt und Taft in Bronze-, Pflaumen-, Rosé- und Beigetönen treffen in dem ursprünglich als Wohnhaus errichteten Bau auf schweres Versailles-Parkett und Antiquitäten, zum Beispiel neu bezogene Polsterstühle.
Immer wieder stießen die Handwerker beim Umbau auf versteckte Ornamente, historische Holzarbeiten und Stuckreste, die sie akribisch freilegten und die heute die hochherrschaftlichen Räumlichkeiten in neuem Glanz erstrahlen lassen. Für das gute alte "Sehen und Gesehenwerden" treffen sich die Hotelgäste in der nur ihnen zugänglichen Bibliothek, im Raucherraum, am Rande des 16-Meter-Pools oder in dem nach allen Regeln der Verschönerungskunst ausgestatteten Spa.
Während sich das La Réserve Hotel ganz dem klassischen Chic der Pariser Gesellschaft ergibt, zeigt sich der 15 Minuten Fußmarsch entfernte Apartmentkomplex zeitgenössisch. Um den modernen Ton der französischen Hauptstadt zu treffen, engagierte Michel Reybier den französischen Interior-Designer Rémi Tessier, der schon mit dem Ausbau sündhaft teurer Super-Jachten, Luxuswohnungen und mit seinen Haute-Couture-Möbeln für Furore sorgte. Seine elitäre Handschrift zieht sich durch die zehn zwischen 150 und 300 Quadratmeter großen Apartments, in denen die Gäste noch mehr Privatsphäre für sich haben als im Hotel. Obwohl auch dieses Gebäude am 10 Place du Trocadéro aus dem 19. Jahrhundert stammt, setzt Tessier innen auf eine zeitgenössische Einrichtung in hellen Farben, auf moderne Materalien und Designermöbel.
Trotz Apartmentkonzept wird auch hier nicht beim Service gekleckert: Jeden Morgen bereitet eine Haushälterin das Frühstück und geht einkaufen. Auf Wunsch übernimmt ein Koch die Zubereitung des Essens oder kocht für geladene Gesellschaften. Ob im Hotel oder im Apartment - das La Réserve steht ganz im Zeichen des Seelenfriedens, meint Michel Reybier. Wohl denen, die sich über die Hotelrechnung am Ende keine Gedanken machen müssen.