Fashion Week

Vor der Show: Odeeh im Interview

Was machen eigentlich Designer eine Woche vor ihrer Modenschau in Paris? Die Odeeh-Gründer Jörg Ehrlich und Otto Drögsler haben sich Zeit genommen mit uns zu telefonieren. Ein Gespräch über Lampenfieber, die neue Herbst-/Winterkollektion 2013 und Karl Lagerfeld.

Mirjana Goedicke (Text)

Portrait Otto Joerg
Otto Drögsler und Jörg Ehrlich, Bild: PR

Das Telefon klingelt. Am Apparat sind Jörg und Otto, die in ihrem Giebelstädter Atelier die letzten Handgriffe an der neuen Herbst-/Winterkollektion vornehmen. In einer Woche findet ihre Modenschau in Paris statt. Präsentiert wird die achte Odeeh Kollektion. Seit 2008 entwerfen die beiden Designer spannungsvolle Mode. Die beiden verstehen ihr Handwerk. Otto Drögsler studierte an der Hochschule für ­Angewandte Kunst und lernte bei Karl Lagerfeld, Jörg Ehrlich absolvierte eine klassische Ausbildung zum Herrenschneider. Angefangen hat alles mit einer Jerseykollektion. Heute sticht das Modelabel durch seine ausgefallenen Drucke und die skulpturalen Schnitte heraus. Die Zeit ist knapp, und bevor wir in Small Talk abdriften, legen wir lieber gleich mit dem Interview los:

Wie hebt man sich in Paris von der großen Modemasse ab?

Indem man ganz bei sich ist und tut, was für einen richtig ist. Wir versuchen nicht mit den ganz Großen zu konkurrieren, sondern machen unser eigenes, sehr persönliches Ding daraus.

Warum Paris und nicht Berlin?

Wir haben uns nicht gegen Berlin entschieden, sondern für Paris, weil wir dort mehr internationales Publikum erreichen. Außerdem ist uns der Termin in Berlin zu früh. Wir fahren aber immer zur Berlin Fashion Week und lieben die Stadt.

Was macht Ihr gegen Lampenfieber vor der Show?

Da gibt es kein Heilmittel. Zwei Stunden vor der Show denken wir: was für eine Katastrophe. Nach der Show ist man dann zufrieden. Es gibt leider kein Gegenmittel für Lampenfieber.

Wer wird in der ersten Reihe sitzen? Verratet Ihr ein paar Namen?

Bei uns geht es nicht so sehr um den Promi-Faktor. Wir sehen unsere Show eher auf einer sachlichen Ebene. Das Ziel ist unsere Botschaft zu kommunizieren, dafür laden wir gute Presse und Einkäufer ein. In der ersten Reihe sitzen hoffentlich Christiane Arp, Kerstin Schneider, Kunden aus Japan und ein paar Blogger.

Der Soundtrack zur Show?

Der Soundtrack ist noch in Arbeit, daher können wir noch nicht viel verraten. Es wird in eine sanfte Indie-Richtung gehen, mit Gesang und ein bisschen Rock. Wichtig ist, dass die Musik begleitet, aber nicht dominiert.

Bitte beschreibt die Highlights Eurer neuen Herbst-/Winterkollektion 2013/1.

Das Spiel der Proportionen ist in der Kollektion besonders hervorzuheben. Es wird lange, schmale, geschlitzte Blusenkleider in Verbindung mit Hosen geben. Wir haben ganz neue Looks entwickelt. Der zweiteilige Dialog zwischen Tunikakleid und Hosen ist besonders markant. Die Modelle werden nicht mehr Knie umspielend sein, sondern knöchellang. Das ist für uns ein radikaler Schritt, eine ganz neue Länge.

Wie kam es zu dieser neuen Länge?

Die Idee dazu entstand beim Zeichnen. Uns hat das Bodenlange so gut gefallen; ein neuer Aspekt sich anzuziehen.

Vor der Show Backstage:

Was war die Inspirationsquelle? Gibt es eine übergeordnete Thematik?

Der Ausgangspunkt der Kollektion war ein Rock mit einem Perserteppich-Druck aus einer Vintage Boutique in London. Wir haben beide in der gleichen Sekunde gewusst, dass wir aus dem Teil etwas Neues entwickeln.

Das muss ja ein Wahnsinnsteil gewesen sein. Was hat Euch an dem Kleidungsstück so fasziniert?

Das Teppichmuster ist ganz außergewöhnlich und die Farbigkeit extravagant: knalliges Apfelgrün, Türkis und Petrol.

Ihr seid bekannt für Ihre außergewöhnlichen Drucke. Wie entstehen diese?

In dieser Kollektion haben wir das Perserteppichmuster aufgegriffen und die anderen Drucke drumherum entwickelt. Das Leitmotiv Teppich haben wir dann ergänzt und kontrastiert.

Eure Mode zeichnet sich durch skulpturale Silhouetten aus. Wie entstehen diese Formen?

Alles beginnt mit einer Zeichnung, dann drapieren wir die Stoffe an Puppen und entwickeln Nesselmodelle daraus.

Ihr habt mit einer Jerseykollektion begonnen. Heute sind Eure Kreationen sehr skulptural, was mit Jersey schwer zu erreichen ist. War das eine bewusste Entscheidung in der Weiterentwicklung des Labels?

Damals haben wir uns bewusst auf Jersey konzentriert. Uns ist aber wichtig, dass Odeeh lebendig bleibt und immer wieder Dinge in Frage stellt. Mit Jersey kommt man schnell an seine Grenzen, wenn man ein größeres Volumen erreichen möchte. Für Tailoring-Modelle verarbeiten wir aber nach wie vor am liebsten Jersey.

Die Herbst-/Winterkollektion 2013/14:

Otto, Du bist durch die Schule von Karl Lagerfeld gegangen. Was war das Wichtigste, das Du aus dieser Zeit mitgenommen hast?

Lagerfeld ist auch ein Silhouetten-Mensch. Er hat mich gelehrt, dreidimensional zu designen und immer daran zu denken, was bei einem Kleidungsstück hinten passiert. Im Vergleich zu Jil Sander, die allen ihren Stil aufdrücken wollte, war er viel liberaler. Er wollte, dass jeder seinen Weg geht. Sein Leitspruch war: „Alles sehen, alles vergessen.“ Man sollte erst einmal seine eigene Handschrift finden. Für mich war das eine sehr gute Lehre. Eine weitere Stärke von ihm ist seine PR-Maschinerie. Karl Lagerfeld hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, präsent zu sein und sich als Designer zu zeigen.

Wen würdet Ihr gerne mal in Eurem Atelier in Giebelstadt empfangen?

Oh, da gibt es viele. Miuccia Prada, Helmut Schmidt, Dries Van Noten, Uma Thurman und viele Andere.

Man hört, Ihr streitet öfters. Was bringt Euch in Rage? Glaubt Ihr, dass Konflikte der Kreativität zugute kommen?

Ja klar, wir sind zwei Menschen und haben zwei Meinungen. Jeder von uns hat seinen eigenen Bekleidungsstil und wenn wir beide Bereiche verbinden, entsteht der „Odeeh-Moment“. Jörg vertritt eher den sportlichen Part und ich den eleganten. Dieses Spannungsfeld kann sehr produktiv sein. Wir ergänzen uns genial. Wir streiten uns ja nicht persönlich, sondern um das Produkt.

Ihr habt mal gesagt, dass Ihr langsam wachsen möchtet, um die Ursprungsstruktur von Odeeh zu erhalten. Wie wollt Ihr das anstellen?

Ja, das stimmt, wir möchten zwar international wachsen, aber immer den Überblick behalten. Von verschlossenen Türen halten wir überhaupt nichts. Jeder soll in unserem Atelier mitbekommen, was gerade passiert, und wir wollen unsere Mitarbeiterstruktur noch handlen können. Wir möchten glücklich sein mit dem, was wir tun.

Was passiert nach der Show? Sind Urlaub und Entspannung angesagt?

Nach der Show sind wir in unserem Showroom, tauschen uns mit unseren Kunden aus und verkaufen die Kollektion hoffentlich ganz hervorragend. Wenn der Trubel vorbei ist, werden wir ein paar Tage in die Berge fahren und dann geht es mit der nächsten Kollektion weiter.

odeeh-fw-2013-flair11
Nach der Show, Bild: PR

Bilder: PR

Mehr Informationen zu Odeeh finden Sie hier: www.odeeh.com. Hier finden Sie Shops mit der Odeeh Kollektion im Sortiment: www.odeeh.com/retailer-germany.de. Shoppen Sie Odeeh online bei luxodo und klicken Sie sich durch die Odeeh Sommerkollektion 2013.

04.03.2013