flair im Juni 2018

Ab ins kühle Nass! Die Wassersport-Trends des Sommers

# 06/18

Beim Schnorcheln Fische bestaunen, vom Fünfer springen oder auf der Luftmatratze im Baggersee dümpeln? Alles ganz nett, keine Frage – aber Wassersport kann mehr. flair stellt in der Juni-Ausgabe die coolsten Trends vor.

Foto: liftfoils
Foto: liftfoils

Skimboarding

Aquaplaning kennt man eigentlich nur von Autobahn-Warnschildern – und da bedeutet es nichts Gutes. Fürs Skimboarding ist diese Rutschpartie dagegen das A und O. Auf dünnen, ovalen Holzbrettern gleiten die Skimmer über die Oberfläche von flachem Wasser und vollführen dabei Tricks, die ähnlich waghalsig sind wie die von Skateboardern. Anders ausgedrückt: Das Wasser ist quasi ihre Halfpipe. Je nachdem, in welchen Gewässern man sich bewegt, ist entweder die Rede von Flat-Skimboarding (in Flussbetten oder den Uferbereichen eines Sees) oder von Wave-Skimboarding (in der auslaufenden Brandung des Meeres), wobei Letzteres deutlich verbreiteter ist. Für alle Surf-Fans, die einmal etwas Neues ausprobieren wollen und keine Angst vor blauen Flecken haben, ist diese Sportart genau das Richtige. Paulo Prietto, ein Star der Szene, hat gute Argumente: Beim Skimmen bekommt man deutlich mehr Wellen ab als beim Surfen. Und statt allein auf dem Meer zu hocken, ist man die ganze Zeit in Kontakt mit anderen Menschen. Obwohl Skimboarding wahrscheinlich schon in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts in Kalifornien erfunden wurde, entwickelte es sich erst in den letzten Jahren richtig zum Hype. In Deutschland baut Hannes Winter mittlerweile eigene kunterbunte Boards, international werden sogar World Championships ausgetragen.

Standorte fürs Skimboarding in Deutschland: Scharbeutz, Sankt
Peter-Ording, Warnemünde;
Hannes Winter, der einzige Designer von Skimboards in Deutschland, sitzt in Rostock: hw-shapes.de

Foto: Aquaphysical
Foto: Aquaphysical

FLOATFIT

Wassergymnastik ist nur etwas für Senioren? Von wegen! Dank Floatfit wird sie sogar richtig trendy. Dabei trainiert man im Pool auf einer Art harten Luftmatratze (der sogenannten Aquabase), die auf der Wasseroberfläche schwebt und dank einer speziellen Technologie weniger wabbelig ist als herkömmliche Modelle. Eben diese Aquabases – und damit auch Floatfit – hat die Engländerin Leila Francis Coleman entwickelt, die in ihrer Kindheit viel Zeit auf Segelbooten verbrachte. Ein Workout auf dem Wasser war für sie nur ein logischer Schritt. Mittlerweile schätzen sogar die britischen Olympia-Turmspringer ihre Idee. Welche Fitnessrichtung man dabei genau einschlägt, hängt von den eigenen Vorlieben ab – besonders beliebt ist HIIT, ein Intervalltraining, bei dem hochintensive Phasen mit Ruhephasen abwechseln, wodurch Kreislauf und Stoffwechsel angeregt werden. Dass man beim Springen, Dehnen und Rennen im Stand ins Wasser fällt, ist unvermeidlich, aber nicht weiter schlimm. Schließlich sind die meisten Pools angenehm warm, und durch das anschließende Hochziehen zurück auf die Aquabase trainiert man die Arme noch einmal extra. Und durch die Gleichgewichtsarbeit wird wirklich jeder Teil des Körpers trainiert. Also Achtung: Muskelkater ist vorprogrammiert!

Foto: DonauRadler/Schillerbikes
Foto: DonauRadler/Schillerbikes

Schiller Bikes

2013 überquerte der Amerikaner Judah Schiller die Bucht von San Francisco und den Hudson River in New York – mit einem Fahrrad. Damals noch ein Novum, sind Schiller Bikes längst rund um die Welt zu einem beliebten Wassersportgerät geworden. Mit ihren zwei aufblasbaren Rümpfen, die durch eine Tragefläche miteinander verbunden sind, sehen sie aus wie ein Katamaran. Bloß dass auf dieser Fläche ein Fahrrad steht, das man durchs Treten in die Pedale bewegt. Vor dem Kentern muss man keine Angst haben, weil Schiller Bikes bei aller Agilität enorm stabil sind. Daher sind die Fahrrad-Katamaran- Hybride ideal für alle, die Wassersport lieben, aber gerne trocken bleiben. Ob man sportlich über Meereswellen gleiten, gemütlich die Aussicht in verwinkelten Kanälen genießen oder auf dem Weg ins Büro einfach überfüllten Fahrradwegen ausweichen will, ist dabei jedem selbst überlassen. Seine Idee kam Judah Schiller übrigens während einer Bootstour durch die Bucht von San Francisco. Ein Bekannter erwähnte damals, dass der brandneue Fahrradweg auf der Bay Bridge in der Mitte einfach aufhöre und es noch Jahrzehnte dauern würde, bis man von Oakland nach San Francisco radeln könne. Bis heute kann Schiller nicht erklären, warum ihn das so ärgerte. Aber da die Schiller Bikes dasErgebnis waren, hat es sich auf jeden Fall gelohnt.

SUBWING

2010 unternahm der 18-jährige Norweger Simon Sivertsen einen Segeltrip mit Vater und Bruder durch das Mittelmeer. Besonders das Tauchen im kristallklaren Wasser rund um die griechischen Inseln hatte es ihm damals angetan. Allerdings vermisste er beim Schnorcheln die Schnelligkeit. So dachte er sich Flügel aus Holz aus, die an einer Leine mit einem Motorboot verbunden sind und an denen man sich unter Wasser festhalten kann. Auf diese Weise lässt man sich wie beim Wasserski vom Boot ziehen – nur eben unter der Oberfläche. Mittlerweile ist aus Sivertsens Einfall ein weltweit beliebter Trendsport geworden. Und das ist kein Wunder: Subwing ist eine ideale Möglichkeit, das Tauchen noch einmal ganz neu zu entdecken. Die Flügel sind nämlich nicht nur zum Festhalten, sondern auch zum Lenken da. Mit den Händen kann man den Winkel der Wings zum Wasser ändern, knapp unter der Wasseroberfläche tauchen, aber auch tief an den Riffen. Kunststücke wie Unterwasser-Saltos sind ebenfalls möglich. Dank des Subwings fühlt man sich so elegant und agil wie ein Delfin im Wasser. Mittlerweile hat Simon Sivertsen haufenweise Preise für sein simples, aber effizientes Design gewonnen – unter anderem den German Design Award.

Foto: istockphoto.com
Foto: istockphoto.com

YOGA ON BOARD

Grüß mir die Sonne, Surfer! Seit einigen Jahren gibt es den Trendsport Stand-up Paddling. Dabei steht man auf einem SUP-Board und paddelt auf den Kanälen und Flüssen von Großstädten. Aber auch auf Baggerseen und auf dem Meer kann man Stehpaddler sehen, die sich wie Entenscharen durchs Wasser bewegen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Weil man beim Stand-up Paddling höllisch auf sein Gleichgewicht aufpassen muss, trainiert man Bein-, Rücken- und Armmuskeln. Und wenn man dabei ins Wasser fällt, sorgt das an heißen Sommertagen für Erfrischung. Seit einigen Jahren wird die Idee sogar noch weitergedreht – zum sogenannten SUP-Yoga, also: Yoga auf einem SUP-Board. Den herabschauenden Hund auf einem wackeligen Brett hinzubekommen, erfordert einige Konzentration, aber genau das ist der Punkt beim SUP-Yoga. Es geht darum, Muskeln anzustrengen, die wir an Land ignorieren, und sich dabei so auf die Atmung zu fokussieren, dass der Kopf endlich leer wird. Meditieren, während man dem Geplätscher der Wellen lauscht? Klingt verdammt gut. Zu den Pionieren des Sports gehört Rachel Brathen, deren Übungen auf Instagram bereits über zwei Millionen Menschen verfolgen. Für die gebürtige Schwedin war Yoga die Rettung nach einer schwierigen Kindheit und Jugend. Heute lehrt sie Yoga auf Aruba, wo sie gemeinsam mit Kind, Mann und Hund lebt. Die beiden Letzteren haben sie überhaupt erst auf die Idee des SUP-Yogas gebracht: „Ich hatte nie einen Lehrer, der mir das gezeigt hätte. Aber mein Mann Dennis surfte immer mit Hunden auf seinem Longboard. Also dachte ich mir: Wenn er mit einem Hund auf dem Board surfen kann, dann kann ich auf dem Board auch einen herabschauenden Hund machen.“

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06.06.2018