Moxy - Die Hotels von IKEA und Marriot
MOXY – Diesen Namen müssen Sie sich merken. Denn die stylishe Hotelmarke von Marriott und IKEA plant für die nächsten zehn Jahre 150 neue Hotels in der ganzen Welt.
Text: Sandra Piske
Der Typ am Bügeleisen trägt nur ein Handtuch um die Hüften. Auf seiner rechten Schulter steht in schönster Schnörkeltattooschrift „Forever Young“, über der anderen Seite streckt eine Wildkatze ihre Krallen aus. Ob der junge Mann wirklich ein Bügel-Enthusiast ist oder einfach nur ein gut gebautes Model, das beim Fotoshooting zum ersten Mal ein Haushaltsgerät in der Hand hielt? Egal! Zumindest versüßt er den (weiblichen) Gästen im neuen Mailänder Hotel Moxy die mühselige Aufgabe, von der Reise verknitterte Kleidungsstücke wieder glatt zu bekommen.
Der Bügelraum in der zweiten Etage, in dem er hinter einer glänzenden Glasscheibe als Foto an der Wand hängt, gehört zu den Sparmaßnahmen des Hotels, die es ermöglichen, besonders niedrige Zimmerpreise aufzurufen – im Falle des Hauses am Terminal 2 des Flughafens Malpensa schlanke 79 Euro.
„Moxy ist eine Anlehnung an das englische Wort moxie, was so viel heißt wie Mumm“, erklärt Michiel Baken vom Betreiber Scandinavian Hospitality Management. Die neue Hotelkette hat den Schneid, nicht nur das Bügelbrett aus dem Zimmer zu schmeißen, sondern den Kleiderschrank und das Telefon gleich hinterher. Letzteres ist in Zeiten von Smartphone, Skype und Facetime ohnehin überflüssig geworden. Wer zahlt schon die deftige Hoteltelefonrechnung, wenn es Kommunikation über das Internet kostenlos gibt?
Und selbst der früher telefonisch mit der Rezeption vereinbarte Wake-up-Call wird längst von der eigenen Gerätschaft erledigt. Dafür haben die Moxy-Zimmer viele Annehmlichkeiten, die den Mitgliedern der Generationen X und Y wichtig sind, die das Hotel in erster Linie ansprechen möchte: schnelles Internet mit eigenem Router für jedes Zimmer, ein 42-Zoll-Flatscreen mit Apple-TV und der Möglichkeit, die eigenen Fotos vom Telefon oder Tablet auf den Fernseher zu spielen.
Dass der Glasschreibtisch an der Wand ausgesprochen klein ausfällt, ist Absicht. In der Lobby ist jede Menge Platz, um in netter Gesellschaft den Rechner hochzuklappen. Das Herzstück der lichtdurchfluteten Lobby ist der lange Holztisch mit unterschiedlichen Stühlen von Designlabels wie Hay oder Kartell. „Hier unten gibt es für jeden die richtige Atmosphäre, ob man nun lieber seine Ruhe oder etwas Trubel haben möchte“, sagt Ramesh Jackson von der Hotelgruppe Marriott, zu der die Moxy Hotels gehören.
Deshalb ist das Erdgeschoss in verschiedene Zonen eingeteilt. Neben dem langen Gemeinschaftstisch liegt ein rund um die Uhr geöffnetes Café. Das Team am Tresen nimmt nicht nur das Check-in vor, sondern mixt auch Cocktails oder hilft beim Selfservice. Eine Küche gibt es nicht. Dafür läuft die Verpflegung ein wenig wie in einer WG ab, nur dass jemand freundlicherweise den Einkauf erledigt hat.
Die Hotelgäste sorgen selbst dafür, dass etwas auf den Tisch kommt. In stylischen Kühlregalen sind Drinks von Red Bull bis Wasser und Bier aufgereiht. Daneben extra für Moxy zusammengestellte Gerichte von Salat über Pasta und Lasagne, die in der Mikrowelle selbst erhitzt werden. In offenen Regalen stehen Gewürze, Croutons, Chiliflocken, Saucen und Öle, aber auch Tassen für die Benutzung der Kaffeemaschine und Gläser für den Saftautomaten. Wem es am hellen Holztisch oder der angeschlossenen Lounge zu trubelig ist – vor allem, wenn dort gegen Abend die Reglerder Anlage aufgedreht werden – findet genügend Rückzugsorte wie die Bibliothek oder eine Sofaecke mit Kamin.
Die nächste Moxy-Eröffnung steht 2015 am Münchner Flughafen an,
im Folgejahr sollen Häuser in Berlin, Frankfurt, Eschborn, Oslo, London und Aberdeen folgen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre will Moxy 150 Hotels in der ganzen Welt ero?ffnen. Dass Marriott für die neue Hotelmarke Vastint, die Immobilientochter von IKEA, als Partner gefunden hat, ließ die Gemüter bei Bekanntwerden zu- nächst heiß laufen. Ob man denn in „Malm“-Betten schlafen und auf „Klippan“-Sofas loungen würde, fragte man sich. „Das ist natürlich Quatsch“, sagt Jackson. „IKEA-Möbel sind überhaupt nicht für den Hotelgebrauch gemacht.“
Dennoch, ein kleines bisschen Eigeninitiative ist im Moxy Hotel auf jeden Fall auch gefragt. Zwar muss seine Möbel hier niemand selbst aufbauen, aber der Umgang mit der Mikrowelle und anderen Haushaltsgeraten sollte schon klappen. Das ist allerdings auch vollkommen in Ordnung. Denn noch nie war Bügeln so schön wie hier.
Hotel Moxy, Terminal 2, Flughafen Mailand-Malpensa
Telefon: 00390294757100
www.moxy-hotels.marriott.com