Ausstellung: Zeitlos schön bei C/O Berlin
Der Bildband Zeitlos schön ist einfach hinreißend, zeigt aber auch: Makellosigkeit ist harte Arbeit. Wir berichten nicht nur über das fabelhafte Buch, sondern auch über die aktuelle Austellung in Berlin...
von Laura Hamdorf (Text)
Eine Frau im pinken Samtmini reißt lachend eine vollbeladene Tischdecke in die Höhe. Brot, Salat und Weingläser schießen durch die Luft. Ein sensationelles Foto, denn schon beim bloßen Hinsehen spürt man die Energie. Lebenslust pur. Aber bitte - wer soll das wieder aufräumen? Und wie oft musste das Model wohl fröhlich Chaos stiften, bis dieses finale Bild des Fotografen Terry Richardson entstanden ist?
Ein anderes Beispiel: Eine Dame in schwarzem Badeanzug steht statuengleich am Strand und hält „Händchen“ mit einem Känguru. Beide schauen ziemlich hoheitlich in dieselbe Richtung. Auch dieses schwarz-weiß Foto von Helmut Newton sieht nach einer großen Portion Geduld, Zeit und Aufwand aus.
Surreal schön
Modefotografie ist nichts für schnelle Knipser. Sie verlangt Hingabe und Perfektion. Erst durch ein ästhetisches, lebendiges und doch irgendwie surreal schönes Foto wird das Ziel erreicht: Die Lust auf Mode ist geweckt. „Man rechnet in etwa zwischen ein bis zwei Stunden pro Foto, aber es ist kaum möglich, den Aufwand zu pauschalisieren“, sagt mir Mira, unser Flair Fashion Director über den Aufwand, der hinter einem guten Foto steckt. Sie begleitet immer wieder die Produktion von Modestrecken. „Es hängt alles davon ab, wie gut das Model ist, ob der Fotograf puristisch oder mit vielen Requisiten arbeitet und wie viele Helfer wir im Team haben. Für Außenaufnahmen stehen wir schon mal um vier auf, um das richtige Licht zu erwischen. Und nicht selten werden die vereinbarten neun Arbeitsstunden überschritten, das nennt sich dann 'over time' – und kostet natürlich zusätzliches Geld.“
Jedes Bild eine Meisterleistung
Ein enormer Aufwand für den perfekten Schuss. Der Bildband „Zeitlos schön“ (ca 59 Euro) spiegelt die Mühen der Modefotografie und gibt Einblicke in deren Reiz vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Man blättert sich durch die Fotokunstwerke der ganz Großen: Man Ray, Testino, Helmut Newton und viele andere. Jedes dieser Bilder ist Verführungskunst und gleichzeitig eine organisatorische Meisterleistung.
Wer sich lieber durch eine Ausstellung, als durch ein Buch verführen lassen will, besucht die gleichnamige Ausstellung, die vom 18. August bis zum 28. Oktober 2012 in der Galerie c/o Berlin im ehemaligen Postfuhramt zu sehen ist. Die alten Galerieräume bieten den Hochglanzfotografien eine urig-noble Kulisse. Viel Spaß beim Blättern und Staunen!
Alle Infos unter: www.co-berlin.info