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Stil-Ikonen: Große Damen des Designs

H.O.M.E. präsentiert in seiner Mai-Ausgabe zehn starke Frauen, die jetzt schon Fixsterne am Designerhimmel sind.

Lucie Koldova

Foto: Martin Chum
Foto: Martin Chum

Tradition ist alles andere als rückwärtsgewandt. Genau davon ist Lucie Koldova überzeugt. Die tschechische Designerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Werkstoff Glas zu entstauben. Der Auftakt gelang 2010 mit der Leuchtenserie „Muffins“ für den böhmischen Hersteller BROKIS. Lucie Koldova hat damit ihr Sujet gefunden. Glas wird von ihr nicht nur pur verwendet, sondern mit anderen Materialien wie Holz, Marmor, Kupfer oder Onyx kombiniert. Seit 2012 leitet sie nun die kreativen Geschicke von BROKIS, arbeitet aber auch für LASVIT und andere Glashersteller.

Die Silhouette von Muffins erinnert an das gleichnamige Kuchengebäck. Jedoch besticht die Leuchte von BROKIS durch das Zusammenspiel aus einem konisch geformten Glasschirm und einem zylindrischen Holzsockel.

„Ich mag es, mit lichtdurchlässigen Materialien zu arbeiten. Bei dem Entwurf von Chips wollte ich visuelle Lichteffekte erzielen, indem ich eine übergrosse Rückenlehne mit perforiertem Gewebe in einem von Hand gebogenen Holzrahmen fixiere“, erklärt die Designerin ihren Entwurf für TON

2019 folgte für FREIFRAU der Stuhl Celine, mit dem Koldova ein Paradebeispiel eines Möbels mit femininer Leichtigkeit entwarf.

Hella Jongerius

Foto: Jongeriuslab / Markus Jans
Foto: Jongeriuslab / Markus Jans

Was macht gutes Design für Sie aus?
Es zeigt Referenzen an die Vergangenheit, an die Gegenwart, an das Bekannte und an das Unbekannte. Im Design geht es nicht um Produkte. Es geht um Beziehungen. Gutes Design kann beinahe unsichtbar auf unterschiedlichen Bedeutungsebenen mit den Nutzern kommunizieren. Es offenbart einen Mangel an Vorstellung, wenn diese Möglichkeiten nicht bis aufs Äußerste ausgereizt werden.

Spielt Schönheit eine Rolle für Sie?
Ästhetische Werte sind ein ebenso starkes Kommunikationsmittel wie die Hässlichkeit. Ohne ästhetische Verfeinerung und Brüche an den Grenzen des Ästhetischen kann es keine persönliche Signatur und keine intime Beziehung mit dem Nutzer geben.

Das Sofa Polder von VITRA ist in Anlehnung an die niederländische Landschaft entstanden und zählt zu Jongerius’ berühmtesten Werken

Auch abseits des Textilen fühlt sich Hella Jongerius pudelwohl, wie diese Schale mit Nilpferd aus der Porzellan-Manufaktur NYMPHENBURG beweist

Der Servierwagen-Klassiker 901 von Alvar Aalto aus dem Hause ARTEK ist in einer special edition erhältlich - zusammengestellt hat die neuen Farben mit viel Fingerspitzengefühl Hella Jongerius

Inga Sempé

Foto: Yannis Akon
Foto: Yannis Akon

Kreation liegt Inga Sempé im Blut. Sie ist die Tochter der dänischen Grafikerin Mette Ivers und des französischen Karikaturisten Jean-Jacques Sempé. Die Entwicklung eines Produktes erfolgt auch für sie stets mit Stift und Papier. „Wenn ich etwas zeichne, beginne ich mit der Funktion. Doch im Laufe des Prozesses tritt das Funktionale in den Hintergrund“, erklärt die gebürtige Pariserin. Eine spielerische Komponente darf in ihren Arbeiten ebenso wenig fehlen wie das Prozesshafte und scheinbar Unfertige.

Oben: Den Holzstuhl Österlen hat Inga Sempé für den traditionsreichen schwedischen Möbelhersteller GÄRSNÄS entworfen

Das Sofa Ruché von Ligne Roset verzichtet auf wuchtige Polster. Über einem puristischen Holzrahmen ruht eine wattierte Decke, als wäre sie nur für einen kurzen Moment dort abgelegt worden.

Die Leuchte „Vapeur“ von Moustache mutet wie eine mit Luft gefüllte Papiertüte an, die über eine unregelmäßig gefaltete Oberfläche verfügt, als würde sie jeden Moment in sich zusammenfallen.

Der lange, schmale Hals dieses Bestecks war Namenspatron für den Edelstahl-Entwurf Collo-alto für ALESSI. Er ist der zierliche Übergang zwischen den breiten Griffflächen und den ausladend geschwungenen Besteck-Köpfen

Patricia Urquiola

Die gebürtige Spanierin entwirft nicht nur für das Who’s who der Branche: mit ihrem Gespür für Sinnlichkeit, Farbe und Textur vermag sie die Grenzen zwischen Industrie und Handwerk zu überwinden.

Oben: Farblicher Vielklang statt monotoner Langeweile: Patricia Urquiola mit der Liege aus der Outdoor-Kollektion Tropicalia von MOROSO

Inspiriert von Petticoats: der geflochtene Outdoor-Sessel Crinoline von B&B ITALIA.

Der handgeknüpfte Teppich Mirage von GAN bringt farbenfrohe Geometrie ins Wohnzimmer

11.06.2019