Design Made in Germany - neue Interior und Möbel Designer
Deutschland, ein guter Boden für junge Kreative? Aber sicher! Längst haben wir uns zu einem Treibhaus für ungewöhnliches neues Design entwickelt. Kaschkasch, Pliet, Studio Besau-Marguerre, New Tendency und Famos - diese Labels, alle erst 2011 oder 2012 gegründet, sollten Sie sich merken...
Studio Besau-Marguerre
Eva Marguerre und Marcel Besau vom Studio Besau-Marguerre sind nicht nur privat ein Paar. Die beiden Produktdesigner teilen auch ihre Ideen und Entwicklungsschritte und setzen damit immer wieder neue Impulse. Im Mai 2011 haben sie ihr erstes eigenes Studio gegründet in dem sie fortan Materialexperimente, innovative Farbkonzepte und kreative Inszenierungen planen können.
Dabei fokussiert sich Eva Marguerre auf Papier, Bänder, Holz und glatte Oberflächen. Aus ihrer designfeder ist auch die Hockerserie „Nido“ entstanden.
Digitales mit Analogem zu verbinden, das ist das Steckenpferd von Marcel Besau. Er liebt die Mischung aus menschlichen Denkprozessen, klassischem Handwerk und maschineller Präzisionsarbeit. Vom Interior Design übers Produktdesign bis hin zur visuellen Kommunikation – die Arbeiten von Studio Besau-Marguerre bestechen durch immer unterschiedliche Stilen und Arbeitsweisen, immer neue Konzepte und visuelle Umsetzungsmöglichkeiten.
Weitere Infos zu Studio Besau-Marguerre finden Sie unter www.besau-marguerre.de
Kaschkasch
Wenig Schnörkel, viel Humor. Eine klare Aufteilung gibt’s hier nicht, diese beiden sympathischen Jungs sind Mädchen für alles. Vom Entwurf
bis zum Vertrieb wird brüderlich geteilt, was an Arbeit anfällt. Und aktuell stecken Florian Kallus, 28, und Sebastian Schneider, 27, mit ihrem 2011 gegründeten Label Kaschkasch bis zu den Ellenbogen in den Vorbereitungen
ihrer Ausstellung zeitgleich zur IMM, der Internationalen Möbelmesse in Köln.
Viel Holz bestimmt ihre noch übersichtliche Kollektion, sie mögen »geometrische Körper mit grafischer Anmutung«. Und alles, was überrascht. Für ihr bekanntestes Stück, die Hängeleuchte »Flachmann«, haben sie die klassischen Lampenbestandteile Schirm (bunt), Fassung (aus Porzellan) und Kabel (textilummantelt) einfach andersrum angeordnet.
Witzig und doch elegant. Oder noch mal anders: die neue pastellfarbige Stehleuchte »Kalimero«, die sich in ihrer Form an der gleichnamigen Comicfigur inspiriert, dem kleinen schwarzen Küken, das nach dem Schlüpfen noch eine halbe Eierschale auf dem Kopf trägt. »Humor ist ein Teil von uns, eine Einstellung zu den Dingen, um mehr Distanz zu gewinnen und reflektieren zu können«, sagt Kallus. Außerdem hilft er bei einem anderen Phänomen: »Phasen der Frustration gehören bei der Produktentwicklung dazu.«
Derzeit erleben die beiden aber eindeutig eine Phase der Euphorie: Aktuell arbeiten sie an einem Auftrag für einen deutschen Leuchtenhersteller. Und haben soeben die Küchengestaltung für ein Kölner Hotel gemacht. Interieurs für Bars und Restaurants sollen Kaschkaschs zweites Standbein werden, auch damit es nicht langweilig wird. In Zukunft wird wohl noch einiges von ihnen zu hören sein: Sie sind als Newcomer nominiert für den German Design Award, der am 15. Februar 2013 verliehen wird.
weitere Informationen unter www.kaschkasch.com
Büro Famos
Neues mit dem Charme der Vergangenheit - Famos? »Wenn etwas famos ist, dann ist es schön, aber auch klug gedacht und witzig«, erklärt Romin Heide. »Es beschreibt eine positive Grundeinstellung.« – »Außerdem kann man aus
den Buchstaben das Wort ›Mofas‹ machen«, grinst Hanna Litwin. Wenn Designer sich selbst nicht so ernst nehmen, sind Produkte mit Leichtigkeit eine ziemlich logische Schlussfolgerung.
Doch schwingt bei Famos, 2012 von Heide, 29, und Litwin, 28, in Berlin gegründet, noch etwas anderes mit. Schon der Name klingt nach längst verflossenen Zeiten. Und es ist nicht nur Modernes, sondern auch viel Altes, Vergangenes, das die beiden beeinflusst. Für ihre Projekte nutzen sie eine gut gefüllte »Bibliothek der Kleinigkeiten«: Kaffee- und Teetassen, Kannen (aktuell arbeiten sie an einer Porzellanserie) oder Hi-Fi Geräte mit Geschichte. »Wir sind notorische Behalter.« Alles hat seinen Platz und weckt Erinnerungen an Dinge, die für die Ewigkeit geschaffen wurden, die noch zu reparieren waren, an denen das Herz wirklich lange hängen konnte.
Heute kostet eine Reparatur oft mehr als der Neukauf. »Geplante Obsoleszenz ist ja schon seit einiger Zeit ein Thema«, kritisiert Heide. Und meint damit: Bei vielen Produkten ist bereits einkalkuliert, dass sie demnächst obsolet, also überflüssig werden und aus der Mode kommen. »Selbst bei einem hohen Preis kann man sich nicht mehr zwangsläufig darauf verlassen, gute Qualität zu bekommen. « Im Büro Famos entstehen deshalb Stücke, die lange bleiben sollen und die spannende Kontraste vereinen: Alt und Neu, Tradition und Moderne, Kitsch und Eleganz – zusammengehalten durch ein Augenzwinkern. Kennengelernt haben sich die beiden, die auch privat ein Paar sind, während des Studiums in Coburg. Da ging es noch um klassisches Produktdesign. »Allerdings binde ich mich da nicht so sehr an die Bezeichnung und sehe mich eher als einen Zwischen-den-Stühlen-Designer«, sagt Litwin. Berlin ist dafür wohl genau das richtige Umfeld.
Weitere Informationen unter www.buerofamos.com
Pliet
Hier erdacht, hier gemacht - Es sind echt plietsche Möbel, die Lutz Pankow, 44, und Dominik Lutz, 38, da machen. Das ist Plattdeutsch und heißt »clever«. Und beschreibt die beiden Designer, die ihr vor knapp einem Jahr gegründetes Label Pliet nach diesem hübschen Wort benannt haben, wie auch ihre Entwürfe, in denen mehr steckt, als auf den ersten Blick erkennbar ist. »Wir entwerfen Produkte, die gestalterisch und funktional hervortreten und regional gefertigt werden«, sagt Pankow.
Will heißen: Entworfen wird in Hamburg, produziert so regional wie möglich. Idealerweise direkt im Norden, aber auf jeden Fall zu 100 Prozent in Deutschland. Das Material ihrer aktuellen Kollektion ist hauptsächlich Holz, wirkt jedoch durch klare Linienführung und frische Farben überraschend leicht. Pankow: »Unsere Möbel sollen Begleiter werden. Sie können altern und sind trotzdem zeitlos schön.« Die Unternehmen, in denen sie hergestellt werden, prüfen die beiden sehr genau, bevor sie sich für eine Zusammenarbeit entscheiden. Der Entstehungsprozess, von der Wahl des Materials bis zum späteren Transport des fertigen Möbelstücks, bleibt trotzdem auch ein Stück Abenteuer. »Man weiß am Anfang gar nicht, ob die Reise zum Ziel führt und was überhaupt das endgültige Ziel ist«, sagt Pankow. »Von unserem Schaukelstuhl ›Lobbyist‹ wurden etwa 15 1:1-Modelle gebaut, bis er so aussah und funktionierte, wie wir es wollten.«
Jetzt kann der sanft geschwungene Lounger im Stil der 50er- Jahre als Bausatz zum Zusammenstecken erworben werden. Und zwar in jeder gewünschten Lieblingsfarbe. Was man allen Möbeln anmerkt: ein Faible für technisch raffinierte Lösungen. Wie bei der rechtwinkligen Klemmleuchte »Timp« aus massivem Eichenholz, die frei an jede Tischkante geschraubt werden kann und ohne sichtbare Schraubgelenke auskommt.
Weitere Infos unter www.pliet.com
New Tendency
So geht Bauhaus heute - Vor etwas mehr als einem Jahr entschieden sich vier Designstudenten, zusammen ein Unternehmen zu gründen und nannten es »My Bauhaus is better than yours« – eine Anspielung auf ihre Ausbildung an der Universität Weimar. Bereits während des Studiums hatten Daniel Burchard, Daniel Klapsing, Philipp Schöpfer und Manuel Goller mit den von ihnen entworfenen Möbeln Ausstellungen gemacht, über die sogar die »New York Times« berichtete.
Die Augen von Manuel Goller, 27, leuchten, als er von diesen Anfängen erzählt und davon, wie gut gleich alles lief. Innerhalb kürzester Zeit schaffte das Designkollektiv den Durchbruch im internationalen Designzirkus, stellte auf den großen Möbelmessen aus und war mit seinem coolen Namen Gesprächsstoff in den wichtigen Blogs. Obwohl wegen eines Rechtsstreits mit einer deutschen Baumarktkette genau dieser Name 2012 in »New Tendency« geändert werden musste und obwohl im letzten Jahr einige Mitglieder des Teams eigene Wege gingen, läuft die Erfolgsgeschichte auf vollen Touren.
Man könnte sogar sagen: Veränderung anzuerkennen ist eine der großen Stärken des Teams. »Wir befinden uns in einem kontinuierlichen Lernprozess. Selbst ein perfekter Stuhl kann noch optimiert werden. Wir arbeiten ständig an unseren Entwürfen«, sagt Goller. Die innovativen Entwürfe lassen ihre Bauhaus-Wurzeln erkennen, sind aber mit besonderem Dreh weiterentwickelt, wie das schlichte Regalsystem »Shift«, das sich auseinanderziehen lässt, oder dreieckige Tischchen, die zu einer großen Tafel zusammengefügt werden können.
Und die Bewegung geht weiter: Anfang dieses Jahres kommen zwei neue Akteure hinzu. Ein Studio in Berlin ist ab sofort Zentrale des Kollektivs. Von hier aus gestalten die New-Tendency-Leute unter dem Zweitnamen »Comissions« zukünftig auch Möbel-, Interior- und Grafiklösungen als Auftragsarbeiten. »Wir verstehen uns als interdisziplinäres Unternehmen, das sich mit möglichst vielen Facetten von Gestaltung beschäftigt. Unsere Ideen setzen sich aus vielen Puzzleteilen zusammen.«
Sie nutzen die Verbindungen untereinander, die verschiedenen kreativen Ausrichtungen und Fachkenntnisse, die sich zu etwas Neuem summieren. »Gutes Design erwächst aus Persönlichkeiten«, sagt Goller. Und natürlich aus ihrem Zusammenspiel.
Weitere Infos unter www.newtendency.de