Storys

Zu Besuch bei der 'Nase' von Hermès

Jean-Claude Ellena, Chefparfümeur bei Hermès, gilt als berühmteste Nase der Welt. Autorin Nora Baldenweg hat ihn in seinem Atelier an der Côte d’Azur besucht...

von Nora Baldenweg (Text & Bilder)

NoraBaldenweg mit JC-Ellena
Kleine Pause draussen auf der Terrasse mit Blick aufs Meer. Links: Nora Baldenweg, rechts: Jean-Claude Ellena

Ich mag das Wort minimalistisch nicht, aber ich glaube, meine Art Parfums zu machen hat viele Ähnlichkeiten mit der japanischen Küche. Ich benutze nur wenige, dafür gezielt ausgesuchte Zutaten. Nichts ist versteckt. Alles hat seinen Platz und die Qualität der einzelnen Produkte ist das Wichtigste. Ich mag diese Art einer Materie eine solche Wichtigkeit zu geben, sie in ihrer puren Form zu zeigen. Das ist sehr zen.

  • Das private Labor von Jean-Claude Ellena: hier werden Herme?s-Düfte gemischt.
  • Auf zwei Karussells sind alle Duftstoffe aufgereiht, die Jean-Claude Ellena benötigt um Düfte zu kreieren - etwa 200 Fläschchen sind es. Darauf ist er stolz. Zu Beginn seiner Karriere waren es noch tausende.
  • Auf zwei Karussells sind alle Duftstoffe aufgereiht, die Jean-Claude Ellena benötigt um Düfte zu kreieren - etwa 200 Fläschchen sind es. Darauf ist er stolz. Zu Beginn seiner Karriere waren es noch tausende.
  • Jedes Einrichtungselement zeugt von ausgesuchter Eleganz.
  • Der Esstisch im Obergeschoss mit umwerfender Aussicht über Grasse und die Côte d'Azur.
  • Ellenas Einstellung zu Düften spiegelt sich auch in seiner Einrichtung wieder.
  • Ellenas Einstellung zu Düften spiegelt sich auch in seiner Einrichtung wieder.

Flair zu haben bedeutet ganz einfach Intuition zu haben. Es entzieht sich jeglicher Vernunft und Logik.

Flair
Jean-Claude Ellenas persönliches FLAIR Exemplar

Am Anfang steht eine Duftidee, ich denke sie, sehe sie im Kopf und dann lasse ich sie zur Kontrolle zusammen mischen. Aber um sich mit Düften amüsieren zu können, muss man sämtliche Noten im Kopf haben.

  • Auf seinem Tisch liegen Papier, Stifte, PC und unzählige Duftfläschchen. Einige Teststreifen sind angeordnet wie Fächer, damit sich der Duft entfalten kann.
  • Auf seinem Tisch liegen Papier, Stifte, PC und unzählige Duftfläschchen. Einige Teststreifen sind angeordnet wie Fächer, damit sich der Duft entfalten kann.
  • Auf seinem Tisch liegen Papier, Stifte, PC und unzählige Duftfläschchen. Einige Teststreifen sind angeordnet wie Fächer, damit sich der Duft entfalten kann.
  • Auf seinem Tisch liegen Papier, Stifte, PC und unzählige Duftfläschchen. Einige Teststreifen sind angeordnet wie Fächer, damit sich der Duft entfalten kann.
  • Am Anfang steht eine Duftidee, ich denke sie, sehe sie im Kopf und dann lasse ich sie zur Kontrolle zusammen mischen. Aber um sich mit Düften amüsieren zu können, muss man sämtliche Noten im Kopf haben.
  • Kleine Fläschchen reihen sich auf dem Fenstersims.
  • Kleine Fläschchen reihen sich auf dem Fenstersims.
  • Ein prächtiges Arsenal an Duftfläschchen
  • Als Parfumeur kreiert man Duft-Illusionen. Schauen Sie, hier gebe ich Ihnen ein Molekül, das nach Kokosnuss riecht. Nun gebe ich Ihnen ein anderes, das minzig riecht. Wenn Sie jetzt beide zusammen riechen, so riechen Sie den Duft eines Feigenbaums.
  • Der Beruf eines Parfumeurs ist ein permanentes Spiel...

Ein anderes Beispiel: Ich gebe Ihnen etwas Vanillin und etwas Orange, so kriegen Sie den Duft von Orangenplätzchen. Wenn ich nun diesen Duft hier beifüge, riechen Sie Schoko-Orange-Plätzchen. Oder Sie fügen etwas Zimt bei und erhalten Lebkuchen. Und wenn ich Ihnen jetzt noch etwas Limette hinhalte, riechen Sie Coca-Cola. Sie sehen der Beruf des Parfumeurs ist ein permanentes Spiel.

  • Ich kann nicht voraussehen ob ein Parfum einen Erfolg wird, aber ich weiss ob es funktionieren wird. Ich mache diesen Beruf schon so lange. Ich weiss inzwischen Misserfolge zu umgehen.
  • Ich kann nicht voraussehen ob ein Parfum einen Erfolg wird, aber ich weiss ob es funktionieren wird. Ich mache diesen Beruf schon so lange. Ich weiss inzwischen Misserfolge zu umgehen.

Ein Duft muss seiner Zeit entsprechen. Ein bisschen soll er natürlich schon der Zeit voraus sein, aber nicht zu sehr. Und trendy darf er auch nicht sein, denn das hieße, dass er bald schon wieder out wäre. Ich versuche stets, klassische Düfte zu kreieren, nicht modische. Ich verabscheue Trends.

  • Jean-Claude Ellena ist Meister der Duftklassiker
  • Jean-Claude Ellena ist Meister der Duftklassiker
  • Jean-Claude Ellena ist Meister der Duftklassiker
  • Jean-Claude Ellena ist Meister der Duftklassiker
  • Jean-Claude Ellena ist Meister der Duftklassiker

Ich habe mich entschieden, weit weg von meinen Entscheidungsträgern in Paris zu arbeiten. Die würden sonst dauernd vorbeikommen, um zu sehen, was ich mache. Erst wenn ich mit einer neuen Kreation zufrieden bin, fliege ich zu Hermès, um sie dort zu präsentieren.

  • und ich kann Ihnen sagen, von dieser Aussicht bekomme ich nie genug...
  • Der Gartensitzplatz
  • Das Zweistöckige Architektenhaus aus den 60er Jahren verschmilzt mit der umgebenen Natur
  • Das Zweistöckige Architektenhaus aus den 60er Jahren verschmilzt mit der umgebenen Natur
  • Das Zweistöckige Architektenhaus aus den 60er Jahren verschmilzt mit der umgebenen Natur
  • Das Zweistöckige Architektenhaus aus den 60er Jahren verschmilzt mit der umgebenen Natur

Immer wenn ich am Flughafen bin, verbringe ich meine Wartezeit in der Parfumabteilung, um zu sehen, was andere kreieren. Aber ich gehe meinen eigenen Weg. Ich habe meinen eigenen Stil. Wenn man sich von allem beeinflussen lässt, verliert man sich.

P8210100
Hermès-Parfumdisplay am Flughafen in Nizza

Das Geheimnis eines guten Parfumeurs liegt darin flair zu haben.

JC-Ellena mit Flair 1
Jean-Claude Ellena mit der ersten Ausgabe von Flair.

 

Das dritte Buch von Jean-Claude Ellena erzählt aus seinem Leben. "Der geträumte Duft", Insel, ca. 15 Euro

11.09.2012